Normalerweise braucht man von Flims nach Chur 20 Min mit 4 Rädern. Ich fahre heute, ende Dezember diese Strecke auf 2 Rädern und fern ab vom Autoverkehr. Habe immer gedacht, ich kenne alle Trails in diesem Gebiet. Auch ich, als halber Einheimischer, finde immer noch neue, kaum lenkerbreite Pfade. Das Wetter ist genial, wie öfters in dieser Zeit in den Bergen. Nebel im Unterland, Sonne pur im Bündnerland. Heute ist mein Motto: Anstatt Kunstschnee zu suchen, staubtrockene Trails surfen. Habe mir im Vorfeld einen Track zusammengestellt, den ich mir vorknüpfen will.
Start ist die Post in Flims Waldhaus. Gleich steche ich runter zum EW und überquere den Bach Flem. Der erste uphill Wiesentrail wartet auf mich. Schön griffig präsentiert sich die Unterlage. Dann nehme ich im Wald Kurs zum Gaumasee. Perfekt, der Waldweg wirft mich direkt vor einem weiteren Trail aus, der direkt hinunterführt zur Winterlandschaft Gaumasee.
Die gefrorene Vegetation zaubert eine spezielle Stimmung hervor. Ich frage mich: Ist es jetzt ein schöner Herbsttag, oder bin ich doch mitten im Winter gelandet, was ja der Jahreszeit eher entsprechen würde. Der Gaumasee eignet sich in jeder Jahreszeit zum Verweilen.
Hier oben muss sich irgendwo der Alp Mora Trail durch die Felsen durchschlängeln. Dieser steht in der neuen Saison auf meiner Todo Liste. Darum meine gebannten Blicke in die Wand.
Werfe mal kurz meine Sichtweise nach oben zur Alp Mora Tour.
Ganz hinten im Bild liegt Chur, mein heutiges Ziel.
Die paar Höhenmeter vom See bis zur Mutta Sura sind schnell abgespult. Hier auf 1200 MüM habe ich den höchsten Punkt erreicht. Ein Trail zweigt nach Laax ab, ich aber wähle die Variante nach Conn hinunter. Der ist in der Singletrailmap schwarz eingezeichnet. An ein paar Stellen wird diese Bewertung sicher gerecht.
Kurz vor Conn baue ich noch den „Bächlitrail“ ein, dieser führt wenige cm an einem Bächlein entlang, das jetzt natürlich kein Wasser führt. Hier kann man seine Balance auf dem Bike trainieren. Ich jedenfalls habe den Plausch daran, mit der gefrorenen Unterlage zu spielen.
Im Ausflugsrestaurant in Conn merke ich den vielen Leuten an, dass eigentlich hier Winter Hochsaison ist. Auch ich ergattere auf der Terrasse einen freien Platz und geniesse bei einer feinen Gerstensuppe die herrliche Aussicht bei schönstem Sonnenschein.
Noch kurz ein Abstecher zur Aussichtsplattform „Il Spir“, wo ich ja erst kürzlich mit Rotscher gewesen bin. Immer wieder beeindruckend. Nein, die Rheinschlucht lasse ich heute aus, weil in der Winterzeit zwischen den hohen Felswänden kaum ein Sonnenstrahl bis in die Schlucht dringt.
Kein Trail wird ausgelassen, bis ich vorbei an Pintrun beim Stausee in der ebene von Trin-Mulin wieder klare Gedanken fassen kann. Ab hier probiere ich eine neue Routenwahl und werde nicht enttäuscht. Ein wirklich exzellenter Trail führt mich mitten im Wald über eine beachtliche Distanz bis nach Trin-Digg. Dieser wäre nach meinen Einschätzungen in der Gegenrichtung noch einen Tick flowiger. Das war jetzt aber ein super Highlight. Kann es kaum erwarten, dieser traumhafte Abschnitt meinen Gi-Stürmer Kollegen zu zeigen.
Bei diesen Stufen spuckt mich dieser geniale Singletrail wieder aus. Noch ein Wurzelpfad im Wald, schon fliege ich fast über die berühmte Senda Sursilvana nach Tamins. Dann folgt schon der bekannte Waldehrpfad, sowie hoch über dem Rhein gegenüber Domat Ems das finale Feuerwerk. Habe noch genügend Zeit, um wiedereinmal den Felsberger Trail zu rocken, bei dem sich die paar Höhenmeter zum Einstieg durch die Rebberge allemal lohnen, wenn denn die Beine es auch so wollen wie der Kopf.
Fazit: Eine coole Tour mit neverending Trails der Superlative. Bikerherz, was willst Du mehr….. und das mitten im Winter bei angenehmen Temperaturen. Das ultimative Trailfeuerwerk, das Bikerherzen höher schlagen lässt. Langsam habe ich wirklich das Gefühl, dass ich jeden hinterletzten Track von Flims bis Chur in meinem Portfolio gespeichert habe.
Hallo Hans. Dein Satz: „Auch ich, als halber Einheimischer, finde immer noch neue, kaum lenkerbreite Pfade. “ gefällt mir sehr gut, genau das was ich auch liebe. Weiter so, gruss Etienne
Man entdeckt immer wieder „Neues“ in bekannt geglaubtem Gebiet…..Das ist der Reiz und für mich einer der Gründe „Bekanntes“ immer wieder mal unter die Stollen zu nehmen.